Es kommt immer anders als man denkt

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu. Wegen Corona wird es immer schwieriger, sich frei fortzubewegen und viele Campingplätze sind geschlossen. Schon ganz bald treten wir unsere Heimreise an, mit einem weinenden und einem lachenden Auge.

In den letzten Tagen hatten wir noch einige schöne Begegnungen und Erlebnisse. Auf einem Campingplatz direkt am Meer ganz im Süden von Brasilien durften wir Rudi und seine Freundin kennenlernen. Ein unglaublich herzliches Paar, mit dem wir uns angefreundet haben. Beide haben deutsche Vorfahren und sprechen noch immer gut Deutsch – unser Glück, da unser Portugiesisch noch immer ganz arg in den Kinderschuhen steckt.

Nach unserer Einreise nach Uruguay – kurz bevor die Grenze komplett dicht gemacht wurde – haben wir an mehreren traumhaft schönen Stränden schlafen können. An einem von ihnen ist eine kleine uruguayische NGO ansässig, die sich für den Schutz von Meeresschildkröten einsetzt. Dort durften wir vorbeischauen und ein paar der Schildkröten und ihrer Retter kennenlernen – ein sehr liebenswertes Trüppchen.

Die Mitarbeiter der NGO kümmern sich um gestrandete Schildkröten und peppeln sie wieder auf. Normalerweise sind Schildkröten ja hervorragende Schwimmer und Taucher, doch werden sie immer wieder krank an die Küste von Uruguay gespült, wenn sie zu viel Plastikmüll gefressen haben. Einer der Mitarbeiter zeigte uns so eine Ladung Plastik, das eins ihrer Tiere aufgenommen hatte – siehe Foto.

Eine andere sehr erfreuliche Begegnung war unser Wiedersehen mit alten Freunden auf einem Campingplatz kurz vor der Hauptstadt Montevideo. Eva und Patrick mit Tochter Nerina haben wir vor langer Zeit in Ecuador kennengelernt und sind uns seitdem ab und zu mal über den Weg gelaufen. Nun haben wir uns dort wiedergesehen und brüteten gemeinsam an Lösungen, wie wir und unsere Autos wieder heil nach Europa kommen könnten – denn es wurde von Tag zu Tag klarer, dass unsere Weiterreise in Südamerika wegen der Corona-Pandemie nicht mehr möglich sein würde. Aber auch die Rückreise nach Europa schien uns mal mehr, mal weniger machbar zu sein. Unsere Flüge nach Zürich wurden storniert und das Angebot an weiteren Tickets war mau bis nonexistent…

Nach Einträgen auf Krisenlisten, beim Rückholprogramm der deutschen Regierung, mehreren Mails und Telefonaten sowohl mit der deutschen als auch der Schweizer Botschaft schien sich schließlich eine Lösung herauszukristallisieren. Wir bereiteten also unseren Bus für die Verschiffung vor und machten uns auf in den Hafen Montevideos, um den Bus abzugeben.

Noch während wir im Hafen waren, bekamen wir die Nachricht der deutschen Botschaft, dass wir am Montag, 30. März mit einem Sonderflug nach Europa, genauer Frankfurt, zurückkehren können. Wir sind froh über diese Option, da wir selbst in der jetzigen Lage wahrscheinlich nicht mehr an Flugtickets gekommen wären. Gleichzeitig sind wir natürlich traurig, dass unsere Reise früher als erwartet zuende gehen wird und wir sind gespannt, welche Zustände in Europa auf uns warten werden.

Momentan sind wir also in Montevideo, der letzten Station der Reise. Die Stadt ist gespenstig leer, die Geschäfte geschlossen und es sind kaum Menschen auf der Straße. Auch ist es unglaublich still in dieser Stadt, in der mehr als eine Million Menschen leben. Die allermeisten von ihnen halten sich zuhause auf, es scheint sich alles im Stillstand zu befinden.

Wir sind trotzdem heute durch die Stadt geschlendert, waren am Meer spazieren und haben die ungewöhnliche Szenerie auf uns wirken lassen. Hier ist uns eigentlich zum ersten Mal bewusst geworden, wie sehr Corona die Welt derzeit verändert, denn noch vor einer Woche haben wir in Brasilien kaum etwas davon gespürt.

Wir sind gespannt, wie uns Europa nach diesen zehn Monaten der Reise empfangen wird. Jedenfalls hoffen wir, dass sich die Situation bald wieder beruhigt und wir freuen uns sehr darauf, euch alle wiederzusehen!